Belle Époque

Grand Hotel de l'Europe in Bad Gastein

Die Geschichte des Grand Hotel de l'Europe in Bad Gastein

Das größte Gebäude Gasteins wurde 1911 fertiggestellt. Bauherr war Kommerzialrat Victor Sedlacek aus Linz. Das Hotel war seinerzeit das modernste Gebäude der Monarchie. Die Baukosten betrugen rund 2,2 Mio. Kronen. Das Haus weist 10 Stockwerke auf, seine Höhe beträgt 55 Meter. Für den Transport des Baumaterials wurden 858 Eisenbahnwaggons zu je 10 Tonnen benötigt.

Viktor Sedlacek - der Erbauer

Nachdem Viktor Sedlacek als Bahnhofsrestaurateur offensichtlich sehr viel Geld verdient hatte, beschloss er selbständig zu werden und ein Hotel zu bauen. Im Februar 1906 gelang es ihm, in Bad Gastein ein 15.000 m² großes Areal zu erwerben. Auf dem gekauften Grundstück befand sich bereits die im Jahre 1838 errichtete Villa Solitude, die während der Zeit der Kaiserbesuche des deutschen Kaisers Wilhelm I in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts den gesellschaftlichen Mittelpunkt Gasteins bildete. Nach Sedlaceks Vorstellungen sollte auf der übrigen Grundfläche sein Großhotel entstehen.

Planung und Bauleitung

Viktor Sedlacek beauftrage den Linzer Dombaumeister Matthäus Schlager mit der Planung und Bauleitung des Großhotels. Zur Durchführung der Bauarbeiten wurde die ortsansässige Baufirma Comini herangezogen, die bereits über eine jahrzehntelange Erfahrung mit der Herstellung von Hotelkomplexen im teils unwegsamen felsigen Gelände Bad Gasteins verfügte.  Noch im selben Jahr wurde mit den Sprengarbeiten begonnen und nach zweijähriger Bauzeit konnte das im Neorenaissancestil errichtete zehnstöckige Gebäude endlich am 29. Mai 1909 eröffnet werden.

Modernstes Gebäude der Monarchie

Zweifellos zählte das Hotel damals zu den modernsten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. So verfügte es neben einer großen Eingangshalle , den Frühstücks- und Restaurationsräumen, dem Damen-Salon, einem Lesezimmer, einem Herren- und Rauchsalon über einen 370 m² großen Speisesaalanbau. Zudem bot das Hotel mit sienen 148 Gästezimmern Platz für 250 Gäste. Es gab 14 Badezimmer in den Stockwerken und 14 Thermal-Badekabinen. Alle Zimmer hatten elektrisches Licht, Zimmertelefone und eine Warm- und Kaltwasserleitung - sensationell für die damaligen Verhältnisse!

Die ersten Jahre

Um diesen gewaltigen Bau finanzieren zu können, musste Viktor Sedlacek bei der "Allgemeinen Verkehrsbank" ein Darlehen in der Höhe von 750.000,- Kronen aufnehmen, welches er aber bereits bis zum Jahre 1918 zurückzahlen konnte. Offensichtlich hatte Sedlacek mit seinem Hotel während der ersten zehn Jahre seines Bestehens außerordenlich gute Gewinne erzielen. Zu den ersten Gästen zählten mehrere Mitglieder des Kaiserhauses. Die beiden Erzherzöge Franz Ferdinand von Österreich-Este und Peter Ferdinand von Toskana ernannten ihn bereits in den Jahren 1906 und 1907 zu ihrem Kammerlieferanten, weshalb er fortan die beiden erzherzöglichen Wappen auf seinen Speisekarten für besondere Anlässe benutzen durfte. Von diesem Recht machte er sogar nach dem Ende der Monarchie Gebrauch.

Die Gäste vom Grand Hotel de l'Europe

Neben den zahlreichen Mitgliederns des hohen Adels zählte Viktor Sedlacek auch die höchste Beamtenschaft der gesamten k. u. k. Monarchie und Industrielle sowie Künstler zu seinen Gästen. So bewohnte beispielsweise im Sommer 1909 der amerikanische "Eisenbahnkönig" Edward Henry Harriman mit seiner Gattin und seinem Gefolge fünf Wochen lang insgesamt 22 Zimmer in der ersten Etage des Hotels. Wie die Kurlisten zeigen, zog das Hotel de l'Europe insbesondere internationales Publikum an.

Obwohl der Kriegsausbruch 1914 dem Aufschwung ein jähes Ende setzte, besuchten auch während dieser Zeit noch zahlreiche Persönlichkeiten des Hochadels und der Industrie das Hotel.

Ende der Monarchie und Nachkriegszeit

Das Ende der Monarchie bedeutete für Sedlacek zunächst auch einen wirtschaftlichen Rückschlag. Trotz schwieriger Zeiten lud er in den Jahren 1919 bis 1921 jährlich ca. 120 mittellose und erholungsbedürftige Kinder von Eisenbahnbediensteten zu mehrwöchentlichen, unentgeltlichen Aufenthalten in sein Hotel nach Bad Gastein ein.

Erste Anzeichen für einen neuerlichen Aufschwung wurden 1924 offenkundig, als die Internationale Hoteliervereinigung sein Hotel zum Sitz des Kongresses der 49 Generalversammlung auserkor. Anhand der Teilnehmerliste der in verschiedenen Hotels in Bad Gastein untergebrachten 103 Hoteliers aus ganz Europa lässt die Bedeutung der Tagung für Bad Gastein ablesen.

Modernisierung im Jahr 1925

Mit großem Einsatz konnte Viktor Sedlacek seinen Betrieb wieder aus der Talsohle herausführen und mit entsprechenden Modernisierungen die internationalen Qualitätsanforderungen erfüllen. So erfolgte 1925 mit einem Kostenaufwand von 455.000,- Schilling die Erneuerung der Wasserzuleitung für die Gästezimmer und die Errichtung von 20 Luxusmarmorbädern für die Appartements. Erhatte aber auch Sinn für künstlerische Neuerungen. Drei Jahre später ließ er das "Gösserstüberl" um 8.000,- Schilling mit 12 großen Gemälden aus der Nibelungensage von den beiden Wiener Künstlern Alexander und Leopold Rothaug versehen. Wie aus Bad Gasteiner Kurlsiten der Nachkriegszeit hervorgeht, gelang es ihm auch, wieder königliche Gäste zu beherbergen.